Geschichte

Im Jahr 2024 feiert die Gemeinde ihr 1000-jähriges Bestehen Hüttlingens. Zu diesem Anlass wird eine umfassende Ortschronik erscheinen.     

Die Römer und die Alamannen: Auf der heutigen Gemarkung Hüttlingen fanden sich von etwa 120 bis 260 n. Chr. die Römer ein. Noch heute lässt sich an manchen Stellen der damalige Limesverlauf gut erkennen. Doch dann fiel der Limes, und bald begann die Zeit der Völkerwanderung. Wann genau sich die ersten Menschen an diesem Ort mit den günstigen Trinkwasserverhältnissen niederließen, lässt sich nicht genau bestimmen. Wie er zu seinem Namen kam, allerdings schon eher. Dank der Archäologie und der modernen Sprachforschung darf von einem Alamannen namens Hutilo, vermutlich ein Sippenführer, ausgegangen werden.  

Die erste Besiedelung: Drei bedeutende Hüttlinger Gräberfunde lassen auf eine alamannische Besiedelung bereits Ende sechstes / Anfang siebtes Jahrhundert schließen. Doch wenn es um die Bestimmung eines zweifelsfrei gesicherten Datums geht, greift man bei Orten klassischer Weise auf die erste urkundliche Erwähnung zurück. Und die stammt von keinem Geringeren als Kaiser Heinrich II., der am 5. Februar 1024 den Wald „Virigund“ des Klosters Ellwangen zum kaiserlichen Bannforst erklärte. Als einen der Grenzpunkte nannte er dabei den Ort „Hutlinga“.  

500 Jahre Feudalismus: Zwischen dem beginnenden 14. Jahrhundert und dem Jahr 1806 herrschte knapp 500 Jahre lang eine feudalistische Grundordnung, geprägt vom Lehenswesen und der damit einhergehenden Unterscheidung von Herren einerseits und Hörigen, zum Teil auch Leibeigenen andererseits. In Hüttlingen war die Feudalherrschaft untrennbar verbunden mit der Herrschaft über die Burg im heutigen Ortsteil Niederalfingen. Deren Grundstein wurde mutmaßlich im Jahr 1050 gelegt. Durch wen, ist nicht gesichert. Sehr wohl hingegen, dass zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Herren von Seckendorff die Burg besaßen und damit die Herrschaft innehatten. 1368 übernahm Graf Eberhard „der Greiner“ von Württemberg. Aber noch im selben Jahr übergab er an die von Hürnheims (1368 bis 1551), gefolgt von der langen Herrschaft der damals äußerst einflussreichen Fugger (1551 bis 1835). Am Ende ihrer Hochphase verkauften sie an Bankier Hirsch aus München (1835 bis 1838), der wiederum 1838 das Königreich Württemberg als Abnehmer fand. Das Land Baden-Württemberg ist heute Eigentümer der Burg.

Hüttlinger werden württembergische Staatsbürger: Anfang des 19. Jahrhunderts sahen die Untertanen, Bediensteten und Leibeigenen ganz allmählich einen Wandel ihrer Lebensumstände nahen. Denn die sogenannte Mediatisierung (1803 bis 1806) sorgte für einen erheblichen Machtverlust der adeligen Lehensherren. Sie unterstanden nun dem neu erhobenen Königreich Württemberg (1806). Und die Hüttlinger wurden zu württembergischen Staatsbürgern.

Harte Zeiten bis zum Fortschritt: Trotzdem bedeutete dies noch keinen unmittelbar blühenden Aufschwung. Vor allem die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war hart. Nicht zuletzt wegen des neuen, bis zu acht Jahre dauernden Heeresdienstes, der in diesen Zeiten meist Kriegsdienst bedeutete. Die Napoleonischen Kriege (1803 bis 1815) forderten auch Hüttlinger Kriegsopfer.

Wirtschaftlich zehrten einerseits die Feudalismus-Altlasten wie der immer noch eingezogene Zehnt (bis 1848). Und nun kamen auch noch die neuen Pflichten als Staatsbürger hinzu – nämlich neuartige Abgaben wie die Grundsteuer, Gewerbesteuer, Verbrauchssteuer und Kriegssteuer. 

Die Kindersterblichkeit war hoch. Die Lebenserwartung war niedrig – für zwischen 1891 und 1900 Geborene lag sie immer noch erst bei 40,6 (m) und 44,0 (w) Jahren.
Besser wurden die Lebensumstände erst mit Voranschreiten der Industriellen Revolution, die auch in Hüttlingen Einzug hielt. Festzumachen zum Beispiel am Bau des Bahnhofs Goldshöfe (1862 bis 1866) und der Straße dorthin. Die Beschäftigungsstruktur änderte sich. Viele fanden Arbeit im Schwäbischen Hüttenwerk oder in der Erzgrube Wasseralfingen. Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte in Hüttlingen nahezu Vollbeschäftigung. Das Dorf hatte sich in relativ kurzer Zeit von einer fast rein bäuerlichen in eine gemischte Bauern- und Arbeitersiedlung gewandelt.  

Schrecken der Weltkriege und knapp 750 „Neubürger“: Mit dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg brach wiederum das Furchtbarste über die Menschen herein. Viele Hüttlinger ließen auf dem Schlachtfeld ihr Leben. Ihre Namen sind verewigt auf Gedenktafeln am Friedhof.
Bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs musste die Gemeinde Hüttlingen insgesamt knapp 750 Heimatvertriebene (damals auch „Neubürger“ genannt) aufnehmen. Die daraus entstehende große Wohnungsnot führte 1948 zur Gründung der „Kochertal Bau- und Siedlungsgenossenschaft“, zusammen mit den Nachbargemeinden Abtsgmünd und Fachsenfeld. Damit wurde ein groß angelegter Siedlungsbau möglich, der den Zusammenhalt der Hüttlinger Dorfgemeinschaft nachhaltig stärkte.

Hüttlingen entwickelt sich zur Landgemeinde mit städtischem Flair: Die Gemeinde wuchs und baute ihre Infrastruktur weiter aus. In diesem Zuge reagierte sie auch auf die wachsenden Schülerzahlen und weihte 1959 den ersten Abschnitt der Alemannenschule ein. Es folgten einige Ausbaustufen und zuletzt 2018/2019 das bis dato teuerste Einzelprojekt der Gemeindegeschichte: die Erweiterung und Sanierung der heute knapp 500 Schüler fassenden Gemeinschaftsschule für 10,5 Millionen Euro. Mit weiteren Maßnahmen rüstete sich die Gemeinde für die Zukunft. Die größten Veränderungen hat dabei die Ortsmitte erfahren. Die umfassende Ortskernsanierung in den beiden ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts bestimmt das heutige Ortsbild Hüttlingens, das sich zu einer Landgemeinde mit städtischem Flair entwickelt hat.